Die Beschäftigten des Amazon Logistikzentrums in Winsen-Luhe bei Lüneburg haben in den vergangenen Tagen einen neuen Betriebsrat gewählt.
In der fast 2000 Beschäftigte zählenden Belegschaft wurden immer mehr Stimmen laut, die nach einem stärkeren und weniger konfliktscheuen Betriebsrat riefen. „Gerade beim Thema Arbeitszeiten in
Verbindung mit der Work-Life-Balance sowie beim Thema Leistungs- und Verhaltenskontrolle sehen die Kolleg*innen in der Frage der Mitstimmung des Betriebsrates noch Luft nach oben“, sagt Havva
Öztürk, ver.di Sekretärin für Amazon in Winsen.
Nach der Auszählung der Wahl war klar, dass sich die Mehrheitsverhältnisse zugunsten der Gewerkschaftsvertreter von ver.di am Standort in Winsen verändert haben. Mit dem neu gewählten Betriebsrat
bekommen die Beschäftigten nun ein Gremium, das ein deutlich stärkeres Gewicht auf die Fragen der betrieblichen Mitbestimmung gegenüber der Geschäftsleitung des Standorts legen wird.
„Das freut uns ganz besonders, weil sich die aktiven ver.di-Kolleg*innen am Standort in Winsen, auch wenn sie auf verschiedenen Listen angetreten sind, in den letzten Monaten stark für ihre
gemeinsamen Themen eingesetzt haben“, sagt Nonni Morisse, ver.di Sekretär für Amazon.
Amazon verweigert seit der Ansiedelung in Deutschland 1999 Verhandlungen über einen Tarifvertrag auf Einzel- und Versandhandelsniveau. Das Unternehmen bekundet zum Thema Betriebsratswahlen, dass
es Wert auf einen „direkten Dialog“ mit den Beschäftigten lege, was vor allem in den USA nicht gerade als gewerkschaftsfreundlicher Motiv gilt. „Wir beziehen uns ganz klar auf den Erfolg der
Amazon-Kolleg*innen in New York, die in diesem Frühjahr die erste Urabstimmung für eine Gewerkschaft bei Amazon in den USA gewonnen haben“, sagt Gewerkschaftssekretär Morisse. „Nun arbeiten wir
weiter daran, die Beschäftigten auch in Europa zu bestärken, sich gemeinsam für ihre Ziele einzusetzen.“